KOLLNAUER POINT OF VIEW
Entwurf zur künstlerischen Kommentierung des
NS-Monuments in Waldkirch-Kollnau mit ausführlicher Begründung und
Kostenvoranschlag, Freiburg, Mai 2019
Richard Schindler: Bank (Modell):
A. Ich schlage vor,
auf dem Kirchenvorplatz, schräg gegenüber dem
NS-Monument eine nutzbare Skulptur
in Form einer eigens für diesen Zweck
hergestellten und gestalteten Sitzbank aus diversen Materialien (Mixed
Media: Metall, Glasfaser, Kunstharz, Auto- und Bootslacken) zu
platzieren. Die Bank soll außerhalb der vom Monument selbst vorgegebenen
zentralen Blickachse positioniert und so ausgerichtet werden, dass sie
den Blick auf den Kirchenvorplatz empfiehlt - ohne dem NS-Monument
gänzlich den Rücken zu kehren. Vielmehr erlaubt die Bank den dort
Sitzenden einen dezentralen, „schrägen“ Blick auf das NS-Monument. Die
Bank ist auf tiefer gelegenen, nicht sichtbaren schmalen
Streifenfundamenten montiert. Das vorhandene Bodenpflaster ist
entsprechend ergänzt und bedeckt die Fundamente. Die derzeit an dieser
Stelle befindliche „Schriftrolle“ aus Corten-Stahl soll an anderer
Stelle einen Platz finden (vielleicht gegenüber, links vom Haupteingang
der Kirche). Die Bank ist eine Einladung sich zu setzten
und zugleich
eine Blickempfehlung. Sie kann genutzt werden, um
sich darauf fotografieren zu lassen. Wenn es in Reden der NS
Einweihungsfeier heißt „An diesen Denkmälern soll sich das Volk
versammeln...“ soll sich nach diesem Vorschlag kein Volk versammeln,
sondern einzelne oder wenige betrachtend der Geschichte zuwenden ...
B. Ergänzend empfehle
ich
1. zu prüfen, ob die Bezeichnung „Kriegerdenkmal“
beibehalten werden soll oder ob stattdessen vom NS-Monument zu sprechen
sinnvoller wäre.
2. zu prüfen, ob der Ausdruck „ Kollnauer-Kriegerdenkmal“
beibehalten werden soll oder ob stattdessen besser vom NS-Monument
in Kollnau
zu sprechen wäre.
3. zu prüfen, ob an diesem NS-Monument auch in Zukunft
Tauerfeiern und Kranzniederlegungen stattfinden sollen.
4. zu prüfen, ob eine neue Gedenkstätte mit allen Namen
der getöteten und vermissten Kriegsopfer geschaffen werden kann. Dazu
schlage ich vor eine Spendenaktion zu starten (die ich gerne
unterstütze) um in 1-2 Jahren ca. 60.000 Euro für einen ergänzenden
Kunstbeitrag an ganz anderer Stelle zu aquirieren.
ZUM KONZEPTGEDANKEN
Es geht nicht um die Greul der Naziherrschaft, sondern
um eine artikulierte Stellungsnahme zu deren Anspruch, Gedenken als
angebliche „Heldenverehrung“ zu formulieren.
Was von den Parteigängern der Nazis mit Füßen getreten und im Sinne
ihrer Machtphantasie zerstört wurde sind Wärme, Liebe, Leben und
angemessene Trauer.
Der monströsen Ausdrucksgestalt des NS-Monuments soll eine künstlerische
Geste entgegengestellt werden: der Kälte die Wärme, dem Hass die Liebe,
dem Tod das Leben.
Konkret bedeutet das: dem Farblosen, die Farbe, der
Größe, das Kleine, dem Aussschlussverfahren der Symmetrie, die Einladung
zur Teilhabe gegenüber zu stellen.
Damit unterstützt der künstlerische Beitrag das
bisherige Bemühen der Bürgerschaft einen angemessenen, zeitgemäßen und
langfristig vertretbaren Standpunkt gegenüber diesem
nationalsozialistischen Monument zu finden und ihm eine angemessene
Ausdrucksgestalt zu geben.
DISKORDANZ
NS-MONUMENT BANK-SKULPTUR |
|
martialisch, monströs
ein Monument
monolithische Materialität
grau
matt
abstoßend
gewaltsam
grob, ungehobelt, gewaltig
fest gebaut
hässlich
betoniert, starr, leblos
symmetrisch
ausdrücklich errichtet
zurück gebliebener Rest
geschlossen
eindimensional, einfach
unantastbar |
klein, filigran
ein Schmuckstück
Mixed-Media, diverse Materialien
bunf
glänzend
anziehend
verführerisch
barockhaft, golden, fein, zierlich
ein Möbel
lieblich
lebendig, organisch, bewegt
asymmetrisch
wie beiläufug abgestellt
erkennbar kein Sperrmül
offen
mehrdimensional, komplex
ausgesetzt |
Der Kollnauer
Point of View ist einer der Kunst: Um
ein Weniges nur aus der sich anbietenden
Blickachse des NS-Monuments gerückt, gestattet er im Alltag unserer
Lebenswelt einen außeralltäglichen, „schrägen“ Blick auf kulturelle
Gegebenheiten (wie das Monument der Naziherrschaft).
Notizen aus dem Arbeitsbuch
(III)
Statt das NS-Monument aus dem Blick zu räumen, soll es
neu in den Blick genommen werden.
Der neue Kollnauer Point of View
der Kunst verweigert dem NS-Monument
Betrachterinnen und Betrachter , die stehen - sie würden dem NS-Monument
implizit Respekt erweisen.
Stattdessen bietet der Kollnauer
Point of View gelassen Sitzplätze an -
einen anderen Blickwinkel, eine andere Perspektive; nicht, wie es sich
die Erbauer erdacht, gewünscht und bautechnisch erzwingen, sondern so,
dass sich Menschen entscheiden können, ob sie stehen oder sitzen und
sich Zeit nehmen wollen.
Bänke sind in der Nähe von Kirche und Rathaus viele. Die
vorgeschlagene Bank-Skulptur gesellt sich dazu, nimmt aber zugleich in
stilisierter barocker Gestalt Kontakt zum Kircheninnenraum auf. Sie ist
gegenüber dem NS-Monument das ganz
Andere eines „Kriegerdenkmals“,
„Heldendenkmals“. Es akzentuiert den Kirchenvorplatz mit einem
Lichtpunkt. Gegenüber dem Trostlosen des NS-Monuments, das Nachdenkliche
und Hoffnungsfrohe.
Gegenüber der Farblosigkeit, die Farbigkeit, bezogen aus dem Innenraum
der Kirche. Gegenüber dem visuellen Gebrüll des NS-Monuments, die
Stille, gegenüber der statuarischen Starre, verspielt bewegte Linien.
Notizen aus dem Arbeitsbuch (IV)
Die Bank-Skulptur ist Einladung zu ruhen, sich Zeit zu
nehmen und zugleich Blickempfehlung. Von hier lassen sich der
Kirchenvorplatz, die Menschen, die dort verkehren und (den Blick
seitlich gewendet) das NS-Monument betrachten. In gelassen
ruhender Sitzhaltung bietet sich dem nüchternen Blick die historisch
gewordene Ausdrucksgestalt eines Monuments, dessen ideologischer
Hintergrund und emotionale Verfasstheit uns nicht mehr entspricht.
Während das NS-Monument sichtbar wohl kalkuliert
plaziert ist, steht die Bank-Skulptur idealerweise gänzlich unvermittelt
da. Ohne Sockel, nüchtern, auf dem Boden der Tatsachen, scheint sie
unmotiviert, ohne erkennbaren Grund über Nacht dort abgestellt - wie
Sperrmüll. Einfach da, irgendwie exterritorial und doch ganz alltäglich
nah. (vgl. Benjamin Aura)
Ausführliche Begründung
Man möchte diesen Restbestand nationalsozialistischer
Herrschaft nicht sehen.
Wir empfinden ihn abstoßend und deprimierend. Verständlich, dass
gefühlte Abscheu, dass Nein und Widerwille gegenüber diesem Sperrmüll
der Geschichte zu der Idee führten, das NS-Monument hinter einem
Wandschirm verschwinden zu machen. Aber das ist – wie bald erkannt war -
kein verantwortbarer Umgang mit Resten kollektiver Vergangenheit.
Man möchte diesen Überrest menschenverachtender
Herrschaftsideologie auch nicht
(täglich) an diesem Ort - im historischen Ortskern - sehen.
Man könnte auf die Idee verfallen, ihn abzubauen und an anderer, wenig
prominenter Stelle zu entsorgen (wie mit zahllosen Stalin- und
Leninstatuen geschehen). Aber die Kontextualisierung des NS-Monuments,
seine unmittelbare Nachbarschaft zur Kirche und in der Nähe zum Rathaus,
seine städtebauliche Platzierung in der Ortsmitte, ist implizit
Bestandteil faschistischer Praktik. Dieses Setting zuerst macht deren
Charakter sichtbar.
Ob ausdrücklich so gedacht, oder unbewusst so geworden:
Das nationalsozialistische Monument in Kollnau ist von perfidem
Charakter. In geradezu unverschämt aufdringlicher Weise, nämlich in
unmittelbarer Nähe zum Kirchengebäude, artikuliert es
einerseits
lautstarken Widerspruch zur Kirche und dem
christlichen Glauben (das dokumentiert die Ablehnung des Pfarrers Eduard
Trabold gegenüber der von den Nazis zu verantwortenden Ausdrucksgestalt
des Monuments; und objektiv: wer von Brücke und Rathaus herkommt, geht
direkt auf das NS-Monument zu und lässt die Kirche tendenziell links
liegen; wer zentral auf den Kircheneingang zugeht, ist notwendig der
Blickablenkung durch das Aufmerksamkeit heischende NSMonument
ausgesetzt). Während es also
einerseits Widerspruch artikuliert,
nimmt das Monument andererseits
und eben dadurch, nämlich in
unmittelbarer Nähe zur Kirche (dem örtlichen
geistigen
Machtzentrum) und in Nähe des Rathauses (dem
örtlichen politischen
Machtzentrum) deren historisch gewachsene Autorität
in Anspruch. Das NS-Monument widerspricht abendländischen kulturellen
Werten gerade dadurch, dass es deren Würde für sich in Anspruch nimmt.
Es tötet, indem es fremde Autorität wie Blut saugt. Es zerstört, indem
es bestätigt.
Positionierung, Ausrichtung und Ausgestaltung der
vorgeschlagenen Bank-Skulptur thematisieren diesen Zusammenhang: Die
Bank-Skulptur steht dem NS-Monument gegenüber, ist aber auf den
Kirchenvorplatz ausgerichtet und nimmt (durch Farbgestaltung und
barocker Formgebung) unmittelbar Bezug zum Innenraum der Kirche (nicht
nur, wie das NS-Monument eindimensional).
Der böse Charakter eignet dem Setting und dem
NS-Monument selbst. Er reflektiert sich in der prekären Frage, wie man
damit umgehen soll. Denn in gefühlte Abscheu gegenüber diesem Rest
unserer kollektiven Vergangenheit mischt sich (für manche Menschen) das
Gefühl, dass zu guter Letzt doch auch etwas Richtiges darin steckt: das
Gedenken an die Opfer der Gewalt.
Totengedenken ist ein zutiefst menschliches Anliegen. Es
ist menschlich, trauernd und ehrend der Toten zu gedenken, die durch
Unfall und Gewalt der Gemeinschaft entrissen wurden. Das Anliegen findet
in verschiedenen Kulturen und zu unterschiedlichen Zeiten verschiedenen
Ausdruck. Deshalb ist zu unterscheiden,
das Anliegen einerseits
und dessen
Ausdrucksgestalt andererseits. Während
das Anliegen immer nachvollziehbar und respektabel ist, ist der
Ausdruck, den das Anliegen findet, dies nicht immer.
In Anschauung des sogenannten „Kollnauer
Kriegerdenkmals“ selbst (1) und
in der dazu geführten öffentlichen
Debatte (2) kann deutlich werden:
Das fortgesetzte Bemühen um ein angemessenes
Verständnis, das Ringen um entsprechenden Umgang verdankt sich der
(immer gegebenen) Verschränkung
von menschlichem Anliegen einerseits und
seinem vorliegenden Ausdruck andererseits. Während das Anliegen des
Gedenkens der Toten zu Recht bis heute fortbesteht, ist die
Ausdrucksgestalt, den es mit dem NS-Monument gefunden hat, zunehmend
inakzeptabel geworden.
Dies im Wesentlichen mit zwei benennbaren Gründen.
1. Mit der Ausdrucksgestalt des „Kollnauer
Kriegerdenkmals“ ist das fundamentale menschliche Anliegen des
Totengedenkens umgebogen zu Heldenverehrung: den namentlich genannten
Opfer faschistischer Gewalt ist (ungefragt) eine unangemessene Rolle
zugeschrieben.
2. Ideologien gibt es nicht einfach und sie finden auch nicht nur einen
mehr oder weniger gemäßen Ausdruck. Ideologien
verwirklichen
sich,
realisieren sich,
verkörpern
sich (wie es in einem Text des Arbeitskreises
heißt) in bestimmbaren Ausdrucksgestalten. Die Ausdrucksgestalt des
„Kollnauer Kriegerdenkmals“ ist
kein Totengedenken, sondern sichtbar und
erklärtermaßen Instrumentalisierung der Gewaltopfer und Aktualisierung
faschistischer Ideologie. Das „Kollnauer Kriegerdenkmals“ ehrt nicht die
Toten, sondern verherrlicht (angebliche) Helden. Daraus ergibt sich
Wesentliches für meinen künstlerischen Vorschlag zu Verständnis und
angemessenem Umgang.
1. Bei dem NS-Monument handelt sich
nicht um
ein Kriegerdenkmal,
nicht, wenn der gefallenen (und vermissten)
Soldaten gedacht werden soll. In der vorliegenden Ausdrucksgestalt des
NSMonuments geht es nicht
um die Ehrung der Toten, sondern um die
Definition ihres Sterbens als Helden im Sinne der NS-Ideologie. Dass es
sich um eine ehrenvolle Würdigung der Toten handele, ist sichtbar bloße
Behauptung und Propaganda. Die vom Arbeitskreis festgestellte
„Verfehlung“ des Gemeinderates besteht demnach nicht darin, dass man
versäumt hat das „Kriegerdenkmal“ zu vernichten. Sie besteht genauer
darin, dass man es als Ehrenmal missverstanden hat: Das
Architektur-Monument wurde nach Ende des zweiten Weltkrieges und trotz
(oder wegen?) seiner martialischen, großtuerischen Geste kurzerhand (in
Ermangelung einer besseren Alternative?) noch einmal in Anspruch
genommen und durch Hinzufügung der Namen von Verstorbenen und Vermissten
in seiner menschenverachtenden Ausdrucksgestalt aktualisiert und
bestätigt.
Deshalb gilt es auch zu bedenken, inwieweit Trauerfeiern
und fortgesetzte Kranzablage an diesem Ort demselben Irrtum aufsitzen
und das Ungewollte ungewollt bestätigen. Es sollte ausdrücklich bedacht
werden, in wieweit damit implizit auch die (dominante) Ausdrucksgestalt
des Monuments akzeptiert und gutgeheißen wird. Während mein Kunstbeitrag
ausdrücklich zu Interaktion und Nutzung einlädt, sollte umgekehrt
bedacht werden, ob eine zukünftige Inanspruchnahme des Nazi-Monuments
als Gedenkstätte möglich ist. Denn tatsächlich haben erst Denkmalschutz
und die beidseitigen Informationstafeln das NSMonument in einen
vertretbaren Abstand gerückt – wohingegen eine gleichzeitige Kranzablage
es wieder in die jeweilige Gegenwart holt.
Wie also soll man sich gegenüber einer Sache verhalten
und positionieren, die nur zum Teil richtiges meint und es zugleich auf
unerträgliche Art und Weise zum Ausdruck bringt? Wie kann das eine
bewahrt werden, ohne das andere in Kauf zu nehmen?
Eine Entscheidung indes ist bereits gefallen: Was die
nationalsozialistische Partei „Kriegerdenkmal“ nennt, ist unter
Denkmalschutz gestellt. Damit hat die Denkmalschutzbehörde das
„Kriegerdenkmal“ tendenziell der alltäglichen Verfügung entzogen.
Denkmalschutz bedeutet historische Distanz zu akzeptieren und sichtbar
zu machen. Unter Denkmalschutz gestellt, wird das Objekt ausdrücklich
als ein Beleg dafür verstanden, wie Menschen sich selbst, politische
Ereignisse und Geschichte einmal verstanden haben.
Als Schutzgut des Denkmalamtes ist es zuallererst
Zeugnis einer vergangenen Kultur. Es ist Monument und Nachlass
nationalsozialistischer Herrschaft. Diesem Umstand wäre sprachlich
gerecht, nicht länger von „Kriegerdenkmal“ (das es nachweislich nicht
ist), sondern vom NS-Monument zu sprechen und damit dem Sprachgebrauch
seiner Erbauer nicht
weiter zu folgen.
Zugleich wäre damit das besitzanzeigende „ Kollnauer
Kriegerdenkmal“ vermieden. Es ist nicht
unmittelbar einsichtig, warum man einerseits der Ausdrucksgestalt dieser
Erbschaft widerspricht und sie andererseits durch die Bezeichnung „Kollnauer
Kriegerdenkmal“ implizit als Kollnauer
Eigentum akzeptiert. Eines ist, das Monument
als Zeugnis
unserer Vergangenheit zu bewahren, ein anderes, es
als unser „Kollnauer
Kriegerdenkmal“ anzunehmen (wo es doch seit seiner
Errichtung zumindest von Seiten der Kirche auch als Nötigung empfunden
wurde). Angemessen scheint mir allein vom
NS-Monument in Kollnau
zu sprechen.
Gegen den Gebrauch des Teilausdrucks „Krieger“ spricht
zwischenzeitlich auch der Umstand, dass sich Anhänger des IS (in
Abgrenzung zu bezahlten Soldaten
– und übrigens zum Leidwesen vieler
Militärs) Kämpfer
und Krieger
nennen.
Nicht zuletzt deshalb verfängt auch
der an sich schöne Gedanke nicht, dem NS-Monument zum Beispiel eine
„Trauernde“ hinzuzufügen. Hinzufügungen, auch wenn sie dem Gegebenen
widersprechen oder ihm das offensichtlich Fehlende nachtragen,
bestätigen auch immer das, wogegen sie demonstrieren. Selbst die Nutzung
des „Kriegerdenkmals“ als Spielpartner oder Kulisse für Theater oder
Performances bestätigt es im Sinne der Erbauer – fataler Weise
noch und
selbst
im Widerspruch. Was auch immer man „damit“ macht,
jeder Umgang aktualisiert dessen Ausdrucksgestalt.
Was daher allein angemessen scheint, ist: das Monument
dem unerschrockenen, geduldigen und genauen Blick, dem schrägen Blick,
der dem Angebotenen nicht auf den Leim geht, auszusetzen und eben dazu
einzuladen - indem die Möglichkeit dazu geschaffen wird. Denn eine
bildkünstlerische Ausdrucksgestalt wird beides in sich schließen müssen:
sowohl den Widerspruch, der sich gegenüber der Ideologie und dem
Handeln jener Zeit gefühlsmäßig regt, als auch den Appell, den
Sachverhalt denkend, in reflektierender Distanz zu betrachten (das ist
Denkmalschutz mit anderen Mitteln).
Um aber dem Ritus und dem Totengedenken Genüge zu tun –
ohne zugleich die nationalsozialistische Ausdrucksgestalt zu bestätigen
– sollte darüber nachgedacht werden, an geeignetem Ort eine neue
Gedenkstätte (mit den Namen der Kriegsopfer, der Toten und Vermissten)
zu schaffen, an dem der Kriegsopfer in Würde gedacht werden kann.
Denkbar ist die Fortsetzung der bisherigen bürgerschaftlichen
Initiativen zum Beispiel in Form einer Spendenaktion, um die notwenigen
Finanzmittel gemeinschaftlich zu akquirieren. Eine Aktion, an der ich
mich gerne beteiligen würde. Schließlich sollten auch die
Kirchenvertreter bedenken, in wieweit sie sich durch finanzielle
Beteiligung präzise und sichtbar distanzieren.
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