Augenkind. Ich im Auge des anderen. Weil man sich selbst im Auge eines anderen winzig klein gespiegelt sehen kann, nannte man die Öffnung im Auge "Pupille" - von lateinisch pupa: kleines Mädchen, Puppe. Das japanische Wort Pupille ist aus den Schriftzeichen "Auge" und "Kind" zusammengesetzt. Augenkind ist das Reflexbild im Auge eines Gegenüber. Alles was wir sehen, spiegelt sich in der Pupille, in diesem kleinen Mädchen, das wir manchmal selber sind. Wenn wir genau hinschauen, können wir uns sehen sehen. Es sieht das Augenkind, lautet eine Zeile in einem Gedicht von Paul Celan.

Richard Schindler