Johannes Stüttgen,
Düsseldorf
Zu Joseph Beuys - I like America and
America likes me
09.01.2007, Hörsaal
1199 - KG I der Universität, um 20 Uhr c.t.
Die Aussage von Joseph Beuys "Jeder
Mensch ist ein Künstler "offenbart eine Wahrheit,
der sich kein Mensch entziehen kann: Dass jeder der
verantwortliche Gestalter nicht nur seiner
Biographie, sondern überhaupt der Verhältnisse hier
auf Erden ist. Die fortschreitende Verwüstung der
Menschenseelen und der Natur signalisiert, dass wir
umdenken und alle Begriffe neu bestimmen müssen.
Ausgangspunkt ist der durch Joseph Beuys erweiterte
Kunstbegriff, der die Idee der Sozialen Plastik als
unsere eigene Wesensbestimmung in uns aufgehen lässt.
Die Aktion von 1974 in der New Yorker Galerie von
Rene Block „I like America and America likes me“
machte dies erlebbar. Der Vortrag von Johannes
Stüttgen wird die Grundzüge dieser Idee erläutern.
Johannes Stüttgen war Meisterschüler
und Mitarbeiter von Joseph Beuys und Geschäftsführer
der Free International University und des Omnibus
für Direkte Demokratie. Er hatte Gastprofessuren in
Hamburg und Gießen und ist seit 2004 Honorary Fellow
der Oxford Brookes University.
(Bis zum 7. Januar sind in der Staalichen Kunsthalle
Karlsruhe Zeichnungen von Joseph Beuys zu sehen.)
Richard Schindler, Freiburg
Räume der Kunst, Orte des Verbrechens
21.11.2006, Hörsaal 3042 - KG III der Universität,
um 20 Uhr c.t.
Peter Handke hatte einst sein
Publikum beschimpft, Timm Ulrichs hat sich als
erstes lebendes Kunstwerk präsentiert, Mishima hat
sich in einer Live-Performance öffentlich enthaupten
lassen. Duchamp hat Alltagsgegenstände in den
Kunstraum geholt und John Cage hat uns das Ohr
geöffnet für Alltagsgeräusche: auch Stimmengewirr
und Sirenengeheul sind Klang und also wert, bewusst
wie Kunst, gehört zu werden. Künstler haben auf
vielfältige Weise versucht, die historisch gewordene
Grenze zwischen Kunstraum und Leben zu überwinden.
Die im „Elfenbeinturm“ der Museen gehütete oder im
„White cube“ der Galerien inszenierte Kunst sollte
wieder relevant werden für das gesellschaftliche
Leben. In einer beispiellosen Inszenierung im
Theater an der Dubrowka ist im Oktober 2002
umgekehrt Lebenswelt selber in den Kunstraum
eingebrochen. Im zweiten Akt einer laufenden
Vorstellung des Musicals „Nord-Ost“ wurde das
Konzerthaus zum Tatort gemacht. Bühne und
Zuschauerränge vermint,überall bewaffnete
Geiselnehmer. Am Ende des Theaters, Leichen auf den
Sesseln, in den Gängen.Der Vortrag thematisiert die
Grenze von Kunstraum und Lebensraum und geht der
Frage nach: was geschieht wenn sie überschritten
wird?
Richard Schindler ist bildender Künstler und Autor
von Texten zur Kunst. Er leitet das Institut für
Visual Profiling und lehrt an der Hochschule für
Gestaltung und Kunst in Basel.
Nina Möntmann, Hamburg/ Helsinki
Produktive Konflikte.
Neue Communities und öffentliche Räume.
30.01.2007, Hörsaal 1199 - KG I der Universität, um
20 Uhr c.t.
Entfällt wegen Krankheit.
Statt dessen: Vortrag von Richard Schindler - Räume
der Kunst, Orte des Sozialen.
Wenn in der Kunst die Ermächtigung
der BürgerInnen als Ziel formuliert wird, finden
sich diese Ansätze häufig in einer
partizipatorischen Praxis umgesetzt, die seit den
frühen neunziger Jahren vermehrt in eine Arbeit mit
unterschiedlichen Communities mündet. In der „Communitiy-based
art“ soll aktiv am öffentlichen Raum teilgenommen
werden, indem bestimmte lokale Personengruppen, oder
nur das Kunstpublikum, in einem co-operativen
Prozess zum Handeln und Kommunizieren aufgefordert
werden. Dabei stellt sich die grundlegende Frage,
wie diese Communities im Rahmen der Kunstprojekte
jeweils definiert werden. Während in den frühen
neunziger Jahren noch ein verstärktes Interesse an
einem politischen Effekt und einer sozialen
Hilfestellung bestand, sind die Communities in der
Kunst heute experimenteller und erzeugen zeitlich
begrenzte Situationen, die auf eine gemeinsame
Erfahrung der Teilnehmer abzielen.
Dr. Nina Möntmann ist Kunsthistorikerin und lebt in
Hamburg und Helsinki. Sie arbeitet am Nordic
Institute for Contemporary Art/NIFCA in Helsinki und
ist Korrespontentin u.a. für Artforum und Texte zur
Kunst. 2006 lebte sie als „Curator in Residence“ am
Goethe-Institut New Delhi und kuratierte die dortige
Ausstellung „Impossible India“. Nina Möntmann ist
Buchautorin und hat Lehraufträge an der Universität
Hamburg, der Kunsthochschule Umeå und ist
Gastprofessorin für Medientheorie an der HDK Bremen.
Stefan Kaufmann, Freiburg
USA - Landschaft der Vernunft.
Staatsutopie und Landschaftsformung
24.01.2007, Hörsaal 3042 - KG III der Universität,
um 20 Uhr c.t.
„Raumbilder sind die Träume der
Gesellschaft“, lautet ein Diktum Siegfried Krakauers.
Die Träume der Gründungsväter der USA manifestierten
sich in einem sehr spezifischen Raumbild: dem
American Grid-System. Das Grid-System ist Konzept
und Praxis, um den kontinentalen Raum in Form eines
planquadratischen Ordnungsmodells zu erschließen.
Das Grid ist ein durch und durch aufklärerisches
Projekt und verkörpert als solches eine politisch-ästhetische
Ordnungspraxis,in der die Formierung der
Gesellschaft Hand in Hand gehen sollte mit der
Formung der Landschaft. Der Vortrag von Stefan
Kaufmann wird den ästhetischen und technisch-medialen
Voraussetzungen dieses utopischen Projekts nachgehen
und die politisch-utopischen wie imperialen
Ordnungsvorstellungen dieses Raumbildes aufzeigen.
Dr. Stefan Kaufmann ist Privatdozent an der
Albert-Ludwig-Universität Freiburg und vertritt bis
2007 die Professur von Dr. Wolfgang Eßbach am
soziologischen Institut. Stefan Kaufmann
veröffentlichte eine Soziologie der Landschaft
(Wiesbaden 2005) und zahlreiche Arbeiten zu einer
historischen Soziologie von Raum, Krieg, Technik und
Körper.
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